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05 December 2025

Warum Diversifikation heute neu bewertet werden muss

Eine kurze Erklärung, warum Diversifikation heute wichtig ist. Wir zeigen, wie unterschiedliche Anlagen auf Marktbewegungen reagieren und warum eine breite Streuung hilft, Risiken zu reduzieren und Portfolios stabiler zu machen.

Finanzmärkte reagieren zunehmend sensibel auf eine Vielzahl globaler Einflüsse - wirtschaftspolitische Entscheidungen, geopolitische Spannungen, Veränderungen im Zinsumfeld oder technologische Entwicklungen. Diese Ereignisse wirken heute oft nicht nur auf eine einzelne Anlageklasse, sondern betreffen gleichzeitig mehrere Bereiche des Marktes. Dadurch steigt das Risiko, dass Portfolios, die stark auf einzelne Anlageklassen konzentriert sind, in bestimmten Phasen schneller unter Druck geraten.

Um diese Abhängigkeit zu reduzieren, setzen Anleger auf Diversifikation - also die bewusste Verteilung des Vermögens auf unterschiedliche Anlagen, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Ein praxisnahes Beispiel kommt aus der Unternehmenswelt: Ein Unternehmen, das nur einen Zulieferer für ein kritisches Bauteil nutzt, trägt ein erhebliches Risiko. Ein Ausfall aufgrund politischer Entwicklungen, logistischer Probleme oder Produktionsengpässen kann die gesamte Lieferkette lahmlegen. Unternehmen, die mehrere Zulieferer aus unterschiedlichen Regionen einbinden, sind deutlich widerstandsfähiger. Ein Störfall in einem Bereich muss dann nicht zwangsläufig die gesamte Produktion treffen.

Übertragen auf Portfolios bedeutet das: Wer auf mehrere Anlageklassen setzt, verteilt die Abhängigkeiten und schafft eine Struktur, die flexibel auf unterschiedliche Einflussfaktoren reagieren kann. Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und andere Anlagen werden von unterschiedlichen wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen geprägt, sodass einzelne Schwankungen nicht sofort das gesamte Portfolio erfassen.

Da sich Marktverhältnisse und Risikotreiber laufend verändern, rücken zunehmend auch alternative Anlagen wie Kryptowährungen in den Blick. Hier nimmt Bitcoin aufgrund seiner Grösse, historischen Entwicklung und breiten Nutzung eine besondere Position ein. Der Trend der letzten Jahre deutet darauf hin, dass Kryptowährungen zunehmend als ergänzender Diversifikationsbaustein betrachtet wird - nicht als Ersatz klassischer Investments, sondern als zusätzliche Komponente, die künftig in mehr Portfolios eine Rolle spielen dürfte.

Unterschiedliche Anlagen, unterschiedliche Einflussfaktoren

Wenn Vermögenswerte auf verschiedene Anlageklassen verteilt werden, liegt der Vorteil nicht nur in der Anzahl der Positionen, sondern vor allem in den unterschiedlichen Einflussfaktoren, denen diese Anlagen ausgesetzt sind. Jede Anlageklasse reagiert auf ein eigenes Set an wirtschaftlichen, politischen und strukturellen Bedingungen, weshalb sich ihre Entwicklungen nicht vollständig parallel bewegen.

Einige Beispiele dafür:

  • Aktien können durch Unternehmensgewinne, Branchenentwicklungen oder globale Wirtschaftsdaten beeinflusst werden
  • Anleihen reagieren stärker auf Zinsentscheidungen, Inflationserwartungen und geldpolitische Veränderungen
  • Edel- und Industriemetalle wie Gold oder Kupfer werden häufig durch globale Nachfrage, Fördermengen, Lagerbestände oder geopolitische Unsicherheiten beeinflusst
  • Immobilien werden sowohl durch regionale wirtschaftliche Rahmenbedingungen als auch durch das Zinsumfeld geprägt
  • Kryptowährungen reagieren teils unabhängig von traditionellen Assets, teils auf makroökonomische Liquidität, Regulierung oder Marktstimmung

Diese Unterschiede bedeuten nicht, dass Anlageklassen immer unabhängig voneinander verlaufen. Es gibt Phasen, in denen sich Marktreaktionen annähern oder mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen sind. Dennoch entstehen durch die verschiedenen Treiber oft ausreichend Abweichungen im Verhalten der Anlageklassen, sodass eine breitere Streuung das Gesamtrisiko eines Portfolios reduzieren kann. Genau diese Vielfalt an Einflussfaktoren bildet die Grundlage dafür, dass Diversifikation langfristig stabilisierend wirken kann - auch wenn Märkte zeitweise stärker miteinander verflochten erscheinen.

Wie unterschiedliche Anlagen in realen Marktsituationen reagieren

Auch wenn Anlageklassen durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, zeigt sich ihre Bedeutung für ein Portfolio besonders in Phasen, in denen Märkte auf neue Informationen oder unerwartete Ereignisse reagieren. Solche Situationen legen offen, dass Vermögenswerte nicht gleichzeitig und nicht im gleichen Ausmass auf Entwicklungen reagieren. Genau hier zeigt sich der praktische Nutzen der Diversifikation. Während Aktienmärkte beispielsweise auf neue Wirtschaftsdaten oder geopolitische Spannungen oft sehr schnell und sichtbar reagieren, verlaufen die Anpassungen in anderen Bereichen deutlich langsamer oder in unterschiedlicher Richtung. Anleihemärkte können in denselben Momenten Stabilität bieten oder - abhängig vom Zinsumfeld - ein ganz eigenes Muster zeigen. Edelmetalle reagieren wiederum häufig auf Unsicherheiten oder Inflationsangst, während Immobilienmärkte Veränderungen meist zeitlich verzögert und über längere Phasen hinweg widerspiegeln. Auch Kryptowährungen können in einzelnen Marktphasen eigenständige Bewegungen aufweisen, die nicht immer mit traditionellen Märkten übereinstimmen.

Solche Unterschiede führen dazu, dass Ereignisse, die eine einzelne Anlageklasse stärker belasten, nicht zwingend das gesamte Portfolio gleichermassen treffen müssen. In Stresssituationen kann eine Anlageklasse stark nachgeben, während andere stabil bleiben oder teilweise sogar im Wert steigen. Entscheidend ist nicht, dass jede Position positiv reagiert, sondern dass die Reaktionen nicht vollständig gleichgerichtet sind. Dadurch wird vermieden, dass ein einzelnes Ereignis das gesamte Portfolio dominiert und die Wertentwicklung in kurzer Zeit stark beeinträchtigt.

In der Praxis bedeutet das: Ein diversifiziertes Portfolio schafft keine Garantie gegen Verluste, aber es reduziert die Wahrscheinlichkeit grosser, simultaner Rückschläge. Es verteilt die Wirkung externer Schocks auf verschiedene Bereiche, die unterschiedlich darauf reagieren. Diese strukturelle Entkopplung - selbst wenn sie nur teilweise vorhanden ist - kann einen erheblichen Unterschied für die langfristige Stabilität eines Portfolios machen.

Was Diversifikation in der Praxis leisten kann - und was nicht

Diversifikation ist kein Instrument, das Marktveränderungen verhindert oder Risiken vollständig eliminiert. Märkte bleiben volatil, Ereignisse bleiben unvorhersehbar, und einzelne Anlagen können sich auch in breiten Portfolios negativ entwickeln. Der Wert einer diversifizierten Struktur liegt vielmehr darin, dass die Auswirkungen einzelner Ereignisse weniger stark durchschlagen als in Portfolios, die nur auf wenige Anlageklassen konzentriert sind.

In der Praxis zeigt sich, dass unterschiedliche Anlagen nicht gleichzeitig und nicht in gleichem Ausmass auf externe Einflüsse reagieren. Dadurch wird das Risiko, dass mehrere Positionen gleichzeitig stark verlieren, reduziert - selbst wenn einzelne Bereiche deutlich unter Druck geraten. Diversifikation schafft somit keinen Schutz vor kurzfristigen Schwankungen, aber einen Rahmen, der langfristig stabiler und weniger abhängig von einzelnen Risikofaktoren ist.

Zudem ist Diversifikation kein statischer Zustand. Märkte verändern sich, neue Anlageklassen entstehen, und die Relevanz einzelner Einflussfaktoren kann sich verschieben. Ein diversifiziertes Portfolio profitiert daher von einer regelmässigen Überprüfung, um sicherzustellen, dass die angestrebte Risikostruktur noch den aktuellen Marktbedingungen entspricht. Die Grundidee bleibt jedoch konstant: Risiken verteilen, Abhängigkeiten reduzieren und so eine widerstandsfähigere Ausgangsbasis schaffen - unabhängig davon, wie sich einzelne Märkte in Zukunft entwickeln.

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