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17 November 2025

Der Einfluss von Volatilität auf die Optionspreise

Ein kurzer, anschaulicher Einblick, wie Volatilität Optionspreise beeinflusst – erklärt anhand eines Ski-Beispiels. Wir zeigen die Bedeutung der impliziten Volatilität und warum gerade volatile Assets attraktive Möglichkeiten zur systematischen Prämiengenerierung bieten.

Ein praxisnahes Beispiel

Um das Konzept einer Option greifbar zu machen, hilft ein alltägliches Beispiel. Stellen wir uns vor, Ihr favorisiertes Skigebiet verwendet eine dynamische Preisgestaltung. Heute kostet ein Tagesticket 75 CHF, und Sie planen, in vier Wochen am Wochenende Ski fahren zu gehen. Da Sie jedoch nicht sicher sind, ob Sie tatsächlich fahren werden – etwa aufgrund von Wetter, Schneelage oder persönlichen Umständen – möchten Sie sich das Recht sichern, das Ticket in vier Wochen immer noch für 75 CHF kaufen zu können. Das Skigebiet ist bereit, Ihnen dieses Recht zu verkaufen, verlangt dafür jedoch 5 CHF Prämie.

Vier Wochen später ergeben sich zwei mögliche Szenarien:

  1. Perfekte Bedingungen, hohe Nachfrage: Die Schneeverhältnisse sind ausgezeichnet, die Wetterprognose ist hervorragend und alle wollen auf die Piste. Der Preis für das Tagesticket ist inzwischen auf 95 CHF gestiegen. Sie lösen Ihre Option ein und kaufen trotzdem für 75 CHF. Ihre Gesamtkosten liegen bei 80 CHF (75 CHF für das Ticket + 5 CHF für die Option). Im Vergleich zum aktuellen Preis sparen Sie also 15 CHF.
  2. Schlechte Bedingungen, geringe Nachfrage: Wenig Schnee, schlechtes Wetter und kaum Interesse am Skifahren. Der Ticketpreis ist auf 65 CHF gefallen. In diesem Fall wäre es unsinnig, die Option auszuüben. Sie lassen sie verfallen und verlieren lediglich die 5 CHF Prämie.

Einflussfaktoren auf die Preisbildung

Wie kommt das Skigebiet nun auf die 5 CHF Prämie? Die Preisbildung einer Option basiert auf mehreren zentralen Faktoren:

  • Strike Price (Ausübungspreis): Das Skigebiet garantiert Ihnen einen Kaufpreis von 75 CHF. Würde es Ihnen stattdessen 80 CHF garantieren, wäre die Option für Sie weniger attraktiv – und die Prämie entsprechend niedriger.
  • Laufzeit: Die Option läuft vier Wochen – eine relativ kurze Zeitspanne. Je länger die Laufzeit, desto höher die Unsicherheit hinsichtlich Wetter und Schneelage. Mehr Unsicherheit führt zu höheren Kosten der Option.
  • Implizite Volatilität: Ein wesentlicher Treiber der Prämie ist die erwartete Schwankungsbreite der zukünftigen Ticketpreise. Je unvorhersehbarer Wetter, Schneelage und Nachfrage sind, desto größer ist die Spanne möglicher Preisentwicklungen – und desto höher fällt die Prämie aus. Hohe implizite Volatilität bedeutet also, dass das Risiko für das Skigebiet steigt, zu ungünstigen Bedingungen verkaufen zu müssen, was sich direkt in einem höheren Optionspreis widerspiegelt.

Die Größen des Ausübungspreises und der Laufzeit sind fix und lassen sich mit mathematischen Modellen relativ einfach abbilden. Komplexer wird es bei der Frage, wie sich die Wetter- und Schneelage in den kommenden Wochen entwickeln könnte (implizite Volatilität). Hier spielen zwei Komponenten eine wesentliche Rolle:

  • Historische Wetter- und Schneeverhältnisse: Wenn in den vergangenen 20 Jahren an diesem Wochenende meist gute Bedingungen herrschten, ist die historische Volatilität gering – ein Indikator dafür, dass auch dieses Jahr die Schwankungsbreite eher klein sein könnte. Beim Wetter gibt es zusätzlich saisonale Muster.
  • Erwartete Bedingungen: Nehmen wir an, dieses Jahr ist es ungewöhnlich warm, die Schneedecke ist schwach und die Winde sind stärker als üblich. Dann wird die Erwartung für die Preisentwicklung unsicherer. Höhere Unsicherheit führt zu höheren erwarteten Preisschwankungen – und damit zu einer höheren Optionsprämie.

Die Rolle der impliziten Volatilität

Im Finanzmarkt folgt die Preisbildung von Optionen denselben Grundmustern. Einer der wichtigsten Faktoren dabei ist die implizite Volatilität – also die Markterwartung, wie stark der Preis eines Vermögenswerts während der Laufzeit einer Option schwanken könnte. Sie ist strikt zukunftsgerichtet.

Grundsätzlich unterscheidet man drei Volatilitätsbegriffe:

  1. Historische Volatilität – wie stark der Preis eines Assets in der Vergangenheit schwankte
  2. Realisierte Volatilität – wie stark sich das Asset in einem bestimmten, jüngst abgeschlossenen Zeitraum tatsächlich bewegt hat
  3. Implizite Volatilität – wie stark die Marktteilnehmer künftige Schwankungen erwarten, abgeleitet aus dem Optionspreis

Diese Werte stimmen oft nicht überein. Historische und realisierte Volatilität blicken zurück, während die implizite Volatilität die aktuelle Marktwahrnehmung der zukünftigen Unsicherheit widerspiegelt. Zur theoretischen Bewertung von Optionen werden Modelle wie Black-Scholes, das Binomialmodell (Cox-Ross-Rubinstein) oder Monte-Carlo-Simulationen eingesetzt. Parameter wie Strike, Laufzeit oder Zinsniveau sind eindeutig. Die implizite Volatilität hingegen wird indirekt aus dem am Markt gehandelten Optionspreis abgeleitet - also aus dem Punkt, an dem Käufer und Verkäufer sich real einigen.

Für Anleger ist die implizite Volatilität ein zentraler Indikator, weil sie direkt zeigt, wie nervös oder entspannt der Markt die Zukunft eines Assets einschätzt – und damit unmittelbar beeinflusst, wie hoch die Prämie ausfällt.

Warum Volatilität der entscheidende Faktor ist

Unabhängig davon, ob es sich um Call-Optionen (Recht zu kaufen) oder Put-Optionen (Recht zu verkaufen) handelt, gilt ein universelles Prinzip: Eine höhere implizite Volatilität führt zu höheren Optionspreisen. Volatilität spiegelt die Unsicherheit über den zukünftigen Preisverlauf eines Vermögenswerts wider. Für Anleger kann diese erhöhte Volatilität ein bedeutendes Risiko darstellen, da stark volatile Assets zu größeren und häufigeren Kursschwankungen neigen, was die Wahrscheinlichkeit von Drawdowns, unvorhersehbaren Entwicklungen und sich schnell verändernden Marktbedingungen erhöht. In solchen Marktumfeldern können selbst weit entfernte Strike-Preise leichter erreicht werden, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Optionen auf eine Weise ausgeübt werden, die für den Verkäufer nachteilig sein kann. Gleichzeitig führt eine höhere Volatilität jedoch auch zu höheren Optionsprämien, was einige Anleger als Möglichkeit betrachten, Unsicherheit zu monetarisieren und zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Aus dieser Perspektive können volatile Vermögenswerte Chancen für höhere Prämien bieten, sofern die erhöhte Wahrscheinlichkeit ungünstiger Kursbewegungen berücksichtigt wird.

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